Idee

Dort wo heute die schicken Gebäude der Universität Potsdam stehen, viele tausende junge Menschen studieren und kreative Wissenschaftler forschen, befand sich einst die sogenannte Juristische Hochschule Potsdam-Golm (JHS). Viele wissen es nicht, und es gibt auch keine Hinweise vor Ort. Doch es ist wahr, an diesem Ort wurde die Elite des ostdeutschen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS, auch Stasi) ausgebildet. Vor der politischen Wende in Ostdeutschland, dem Fall der Mauer und der Gründung der Univer-sität war auf dem heutigen Campus die Kaderschule der Stasi beheimatet.

Aus Anlass des 25-jährigen Mauerfalls soll in einem Dokumentarfilm endlich die Geschichte der ehemaligen „Stasi-Hochschule“ beleuchtet werden. Der Film möchte erstmals die noch existenten Zeugnisse des einst geheimen Ortes zeigen und Einblicke in die Vorgänge auf dem damaligen Campus geben. Hierzu sollen Originalschauplätze – wie das noch erhaltene Haus 5 – gezeigt werden und Interviews mit Zeitzeugen geführt werden.

Der Film möchte die Erinnerung an die ursprüngliche Bedeutung des Ortes wach halten, Zeugnis ablegen über die damaligen Zustände und zur Diskussion über den Umgang mit dem Thema „Bespitzelung und staatliche Überwachung“ beitragen.

Aktuelle Ansicht des Campus Golm (Potsdam, K.-Liebknecht-Str.)

Aktuelle Ansicht des Campus Golm (Potsdam, K.-Liebknecht-Str.)
Foto: K. Fritze, UP

Hintergrund

Der heutige Campus Golm der Universität Potsdam wurde im Zeitraum 1950-1990 als akademische Lehrstätte der ostdeutschen Staatssicherheitsfunktionäre genutzt. An der damaligen Juristischen Hochschule Potsdam-Golm (JHS) wurden die späteren Führungs-persönlichkeiten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR ausgebildet. Gleichzeitig wurden hier Methoden und Prozesse der staatlichen Überwachung und Spionage „wissenschaftlich“ erforscht und gelehrt. Die Hochschule verfügte über eigenes akademisches Lehrpersonal und volles Promotionsrecht. Bis 1990 verzeichnete die Hochschule über 3.000 Absolventen, ausnahmslos offizielle Mitarbeiter der MfS. Bis 1989 wurden 476 Promotionen abgeschlossen. Persönlichkeiten wie DDR-Devisenbeschaffer Alexander Schalck-Golodkowski oder der DDR-Spitzel und Willy-Brandt-Berater Günter Guillaume erhielten
hier ihre Doktorwürden – teilweise direkt aus den Händen der Politikobersten, wie Erich Mielke (letzter Chef des MfS).

Bis heute ist die Geschichte der ehemaligen MfS-Hochschule nur unvollständig aufgearbeitet. Es gibt nur wenige – meist auf Einzelinitiative basierende – Dokumentationen im Internet. In den 2000’er Jahren wurde von der Universität Potsdam eine umstrittene Wanderausstellung mit etwa 15 Posterwänden gestaltet. In den früher 2000’ern entstand eine bis heute unveröffentlichte Videodokumentation. Daneben gibt es keine filmische Dokumentation der Vergangenheit.

Allein im Oskar-preisgekrönten Film „Das Leben der Anderen“ (Regie F. v. Donners-marck) gibt es in den Anfangssequenzen Hinweise auf die Arbeit des MfS-Protagonisten Gerd Wiesler in „Potsdam-Eiche“ (gemeint ist Golm).